Die Geschichte der Modelleisenbahn in Deutschland

Lok 01.220 in Treuchtlingen

Die Tradition der Modelleisenbahn in Deutschland ist eng mit der Entwicklung der Eisenbahn verbunden. Im Jahre 1835 fuhr der erste Zug von Nürnberg nach Fürth. Nur ein Jahr später wurden die ersten Eisenbahnmodelle gebaut. Die funktionsgerechten Nachbauten waren jedoch weniger Spielzeug, sondern eher ein Nachbau der technischen Wunderleistung.

England gilt als Mutterland der Modelleisenbahn

Der englische Ingenieur William Murdock versuchte sich erstmals 1784 an einem gleislosen Dampfwagen. Die originalgetreue Nachbildung von Eisenbahnzügen kam Anfang des 19. Jahrhunderts im Königreich so richtig in Mode. Meist dienten die Modelle zu Werbezwecken für ihre großen Brüder.

Die erste Modelleisenbahnanlage besaß übrigens Prinz Napoleon Bonaparte im Kindesalter. Von Minitrix, Spur n oder dem Maßstab 1zu160 konnte damals jedoch überhaupt keine Rede sein. Die Modelleisenbahn drehte auch nicht im Zimmer ihre Runden, sondern wurde im Park von Saint Cloud aufgebaut.

Der erste wirtschaftliche Faktor in Bezug auf Modellbahnanlagen stammt aus dem Jahre 1862. Die Londoner Firma Myers bot damals in ihrem Katalog dampfbetriebene Lokomotiven an. Anfänge vom Handel mit Modelleisenbahnen in Deutschland sind erstmals aus dem Jahre 1869 überliefert. Die erste elektrisch betriebene Modelleisenbahn wurde 1882 von der Firma Planck hergestellt.

Nürnberg das Zentrum der Modelleisenbahn

Die Entwicklung der Modelleisenbahnanlagen war gestern und ist heute eng mit der fränkischen Metropole Nürnberg verbunden. 1886 bot die Firma Bing erstmals eine komplette Zuggarnitur mit Gleisen an. Wenige Jahre später setzte die Firma Schöner neue Maßstäbe, indem Sie ihre Modelle in mehreren unterschiedlichen Größen veröffentlichte. Heute ist die Nürnberger Spielwarenmesse der jährliche Höhepunkt für alle Herstellerfirmen, Hobbybastler und Modellbahn – Fanatiker. Auch ein Großteil der Unternehmen ist noch in Nürnberg zu Hause.

Der noch heute führende deutsche Hersteller für Modelleisenbahnen, die Göppinger Firma Märklin, präsentierte ihre Produkte erstmals 1891 zur Leipziger Messe. Schon damals unterteilte das Unternehmen die Spurgrößen in 0, 1, 2 und 3, was bis heute weitestgehend beibehalten wurde.

Klassiker im frühen 20. Jahrhundert waren die Bing Tischbahn und die 00 Modelle aus dem Hause Märklin. Der fränkische Spielwarenhersteller Bing mit seiner Produktlinie Trix war damals sogar der Marktführer, bis der jüdische Gründer des Unternehmens, Stephan Bing, gezwungen war, das Land aufgrund der Rassengesetze zu verlassen.

Die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Entwicklung der Modelleisenbahnanlagen nach dem Zweiten Weltkrieg kann unter dem Motto „Und es geht noch kleiner“ zusammengefasst werden. 1949 präsentierte die Firma Rokal ihre Bahn im Maßstab 1:120 mit einer Spurbreite von 12mm. Diese Variante konnte sich später in der Bundesrepublik nie richtig durchsetzen, gelangte aber in der DDR zu unglaublicher Popularität. Fast jedes Kind hatte seine Modellbahnanlage, die in der Vorweihnachtszeit aufgebaut wurde, in der Größe TT, welche auf dem Rokal – Modell beruht. Die erste H0 Bahn stammt aus dem Jahre 1952 von der Firma Fleischmann, wie sollte es anderes sein aus Nürnberg. Trix folgte wenige Jahre später mit Rollmodellen im Maßstab 1:180. Als Geburtsstunde der Spur n gilt das Jahr 1960, damals gelang es der Nürnberger Firma Arnold auf 9mm Spurbreite, im Maßstab von 1zu160, seine originalgetreuen Nachbauten umzusetzen. Wenige Jahre später folgten Minitrix und der Piccolo von Fleischmann.

Von 1972 bis zum Jahre 2008 hielt Märklin den „Mini-Rekord“ für Modelleisenbahnen. Die Spur Z war die kleinste industriell gefertigte Modellbahn.

Zur Spielwarenmesse im Jahre 2008 wurde der deutsche Hersteller jedoch von der japanischen Firma Eishindo unterboten. Die Züge der Asiaten fahren auf 3mm breiten Schienen und sind im Maßstab von 1:450 nachempfunden. Serienmäßig sind die Produkte der Japaner in Europa jedoch nicht im Handel, da man sich ausschließlich auf die Herstellung von heimischen Triebwagen spezialisiert hat. Doch der Beweis ist damit erbracht, es geht immer noch kleiner.

Die wichtigsten Messen, Spuren und Hersteller

Die Branche trifft sich einmal im Jahr in Nürnberg zur Spielwarenmesse. Doch die fränkische Metropole ist der nicht einzige Präsentationsplatz für Modelleisenbahnen. Die größte kommerzielle Messe ist die Intermodellbau, welche einmal jährlich in Dortmund stattfindet. Hinzu kommen noch zahlreiche kleinere und regionale Messen. Nicht zu vergessen sind jedoch die ständigen und wandernden Modellbahnausstellungen. Diese tragen teilweise den Charakter eines Museums, anderseits ähneln sie in der Gestaltung oft schon einem Freizeitpark für die ganze Familie. Das Miniatur Wunderland in Hamburg ist sicherlich das beste Beispiel für die Faszination, welche eine Modelleisenbahnanlage ausüben kann.

Dominiert wird der Herstellermarkt in Deutschland von der Firma Märklin, unter welcher mittlerweile auch die Marke Trix geführt wird. Um die Gunst der Hobbybastler und Sammler streiten sich deutschlandweit mehr als 100 große und kleine Herstellerfirmen. Die wichtigsten seien an dieser Stelle genannt:

  • Gebrüder Märklin GmbH & Co KG in Göppingen
  • Trix Modelleisenbahn GmbH & Co KG in Nürnberg
  • Gebrüder Fleischmann GmbH & Co KG in Nürnberg
  • E.P. Lehmann in Nürnberg
  • BRAWA, Artur Braun Modellspielwaren GmbH & Co in Remshalden

Zum Sortiment der Hersteller gehören nicht nur Lokomotiven und Triebwagen. Personen- und Güterwagen, Seil- und Straßenbahnen gehören ebenso zum Portfolio wie Gleissysteme. Das Zubehör reicht von Figuren über Streumaterial bis hin zu fertigen Landschaften.

Die Modelleisenbahnanlagen der Hobbybastler können in mehrere Spurbreiten kategorisiert werden. Derzeit kann zwischen folgenden genormten Produkten unterschieden werden.

  • Spur II oder 2 (Der Maßstab beträgt 1:22,5)
  • Spur I oder 1 (Der Maßstab beträgt 1:32)
  • Spur 0 (Der Maßstab beträgt 1:45)
  • Spur H0 (Der Maßstab beträgt 1:87)
  • Spur TT (Der Maßstab beträgt 1:120)
  • Spur N (Der Maßstab beträgt 1:160)
  • Spur Z (Der Maßstab beträgt 1:220)

Die Beliebtheit der Modelleisenbahn wird auch durch die zahlreichen Fachzeitschriften und Bücher eindrucksvoll untermauert.

Viele Grüße
Detlef Brinkmann

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Leave A Reply (16 comments so far)

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  1. Daniel
    6 Jahren ago

    Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Es ist wirklich spannend etwas über die Geschichte der Modelleisenbahn zu lesen. Besonders in Nürnberg gibt es sehenswerte Museen.
    Mit besten Grüßen,
    Daniel

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