Die Modellbahnanlage im Hamburger Miniatur Wunderland

Miniatur Wunderland

Eine der weltweit größten Modellbahnanlagen befindet sich in der Hamburger Speicherstadt. Was hier in den letzten runden 14 Jahren geschaffen wurde, ist aller Ehren wert. Das Miniatur Wunderland vergrößert sich quasi von Jahr zu Jahr und die Pläne sind noch längst nicht abgeschlossen.

Die Zahlen des Wunderlandes

Die Hamburger können mit beeindruckenden Zahlen aufwarten. Das Wunderland beschäftigt aktuell rund 270 Mitarbeiter. Die Modelleisenbahnanlage hat eine Größe von 1300 Quadratmeter. Auf insgesamt 13 Kilometern Gleisen verkehren täglich 930 digitalgesteuerte Züge. Der Längste von Ihnen misst über 14 Meter. Jährlich strömen mehr als eine Million Besucher in die Miniaturwelt. Damit hat sich die Modellbahnanlage zu einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Hansestadt entwickelt. Insgesamt haben die Inhaber der Anlage mittlerweile mehr als zwölf Millionen Euro und knapp 600.000 Arbeitsstunden in ihre „Modelleisenbahn“ investiert. Die automatische Lichtsteuerung der Modelleisenbahnanlage, mit welcher Tag und Nacht aller 15 Minuten nachempfunden wird, umfasst 335.000 Lampen. Gesteuert wird die Modellbahnanlage von aktuell 46 Computern, welche unter anderem 1270 Signale und 3050 Weichen bedienen. Insgesamt säumen 8.850 Autos, 228.000 Bäume, 215.000 Figuren und 3.670 Häuser und Brücken die Zugstrecken quer durch das Miniatur Wunderland.

Die Detailgröße der Anlage

Viele Modellbahnanlagen in Deutschland setzen auf eine Verkleinerung von 1zu160 und damit auf die Spur N. Dies ist nicht verwunderlich werden doch von der Firma Märklin, dem größten deutschen Hersteller für Modelleisenbahnen, mit ihren Produktreihen Trix und Minitrix vornehmlich diese Größen angeboten. Die Hamburger hingegen setzen bei ihrer Modelleisenbahnanlage auf den Maßstab 1:87, also auf die ebenfalls bekannte Spurgröße H0. Die meisten Züge verkehren auf Gleisen dieser Größe.

Bei der landschaftlichen Gestaltung sind die Hamburger jedoch einen anderen Weg gegangen und haben die Modellgröße ein wenig den Platzverhältnissen angepasst. Der Verkehrsflughafen beispielsweise hat eine bedeutend kürzere und engere Landebahn. Die Nachbildungen des Heinrich Hertz Turmes und der Michaeliskirche sind ebenfalls kleiner, als es der originale Maßstab erfordern würde. Das Schloss Neuschwanstein wurde im Verhältnis 1:120 nachgebaut.

Nicht alle Bauwerke der Modellbahnanlage existieren wirklich im wahren Leben. Die Betreiber der Miniaturwelt lassen Realität und Phantasie miteinander verschmelzen, ansonsten wäre der Name Wunderland wahrscheinlich auch fehl am Platze.

Die einzelnen Abschnitte des Wunderlandes

Natürlich ist es nicht möglich, eine Modellbahnanlage innerhalb kürzester Zeit zu kreieren. Jeder Hobbybastler weiß, dass die Landschaften innerhalb von Monaten und Jahren entstehen. Die Macher der Miniaturwelt sind nach einem besonderen Plan vorgegangen. Abschnittsweise sind Regionen und Gebiete nachempfunden, welche Schritt für Schritt der Öffentlichkeit in der Speicherstadt zugänglich gemacht wurden.

Die einzelnen Bausteine der Miniaturwelt mit dem Datum der Fertigstellung sind:

  • Harz August 2001 – Die Darstellung Mitteldeutschlands überzeugt insbesondere mit einer ICE-Hochgeschwindigkeitstrasse.
  • Knuffingen August 2001 – Durch das Car System ist in der fiktiven Stadt immer Bewegung. Das Highlight ist sicherlich die Feuerwehr des Ortes, welche durchschnittlich alle zehn Minuten zu einem Einsatz ausrücken muss.
  • Österreich August 2001 – Hingucker in den Alpen sind die Lifte und die große Kirmes.
  • Hamburg November 2002 – Die Hafenstadt ist detailgetreu mit vielen Sehenswürdigkeiten nachgebaut. Allein in der Imtech Arena sitzen 12000 Figuren. Der Michel, die Landungsbrücken, die Speicherstadt und die Herbertstraße dürfen natürlich nicht fehlen.
  • Amerika Dezember 2003 – Der Abschnitt zeigt die Vielfältigkeit des Kontinents, angefangen von Holzfällerdörfern bis hin zu Las Vegas, mit seinen 30.000 blinkenden Lämpchen. Die Modelleisenbahn rauscht außerdem durch Miami und die Rocky Mountains.
  • Skandinavien Juli 2005 – Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland symbolisieren die vier Jahreszeiten. Das Highlight ist aber das 33.000 Liter fassende Echtwasserbecken, indem Schiffe durch Nord- und Ostsee tuckern. Selbst Ebbe und Flut können nachgestellt werden.
  • Schweiz November 2007 – Die Alpen ragen bis zu sechs Meter hoch. Die Züge fahren auf mehreren Etagen. Neben der imposanten Kulisse sind das DJ Bobo-Konzert und die Schokoladenfabrik mit echtem Schokoladenauswurf ein Hingucker.
  • Knuffingen Airport Mai 2011 – Der bislang letzte Abschnitt der Modellbahnanlage ist eine besondere technische Meisterleistung. Sechs Jahre wurde an dem Projekt gefeilt. Die 45 Flugzeuge und 90 Fahrzeuge werden mittels kleiner Satelliten gesteuert.
  • Italien – geplant Sommer 2015
  • Frankreich – geplant Mitte 2017
  • England – geplant Mitte 2019

Die Geschichte der Miniaturwelt

Die Idee kam Frederik Braun im Jahre 2000, als er auf einer Reise in Zürich vor einem Modellbahnladen landete. Von den Eindrücken dermaßen überwältigte, rief er am gleichen Tag noch sechsmal seinen Zwillingsbruder Gerrit an, um ihm zu verkünden die größte Modellbahnanlage der Welt bauen zu wollen. Gerrit, der am Geisteszustand seines Bruders zweifelte, beschäftigte sich nach längerem Hin und Her mit dem betriebswirtschaftlichen Gedanken des Projektes und kam zu drei negativen Schlüssen:

  • Technisch sehr anspruchsvoll
  • Betriebswirtschaftlich sehr riskant
  • Unternehmerisch verrückt.

Doch einen Versuch sollte es Wert sein. Also skizzierten die Brüder einen Businessplan auf zwei A4 Seiten und wurden bei Ihrer Hausbank vorstellig, um einen Kredit in Höhe von zwei Millionen Euro zu beantragen. Es mutet aus heutiger Sicht schon fast sensationell an, dass die Hamburger Sparkasse diesen Kredit genehmigte. Was zur Jahrtausendwende geboren wurde, hat bis heute einen stetigen Erfolgsweg hinter sich. Das Miniatur Wunderland fasziniert Kinder, Männer und Frauen gleichzeitig. Garant für den sensationellen Weg ist Gerhard Dauscher aus Mühlhausen, der seit dem ersten Tag als Chefmodellbauer in Hamburg tätig ist. Während viele deutsche Modellbauer ihre Passion im Format Minitrix, dem Maßstab 1zu160 und der Spur N gefunden haben, schwört Dauscher auf die Größe H0. Der 1966 in Kerkhofen geborene Dauscher hat beim Modellbahnhersteller Arnold seinen Job von der Pieke auf gelernt, um sich danach selbstständig zu machen. Trotz seiner vollen Auftragsbücher entschied er sich für das Angebot der Hamburger Brüder und startete quasi neu durch. Aber Gerhard Dauscher ist nicht nur für das Miniatur Wunderland und dessen detailgetreue Planung verantwortlich, die Modellbundesbahn in Bad Driburg trägt beispielsweise ebenfalls seine Handschrift.

Viele Grüße
Detlef Brinkmann

 

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