Die bayerische S3/6

Die bayerische S3/6

Die Königin der Schnellzuglokomotiven

Die bayerische S3/6 (Baureihe 18) zählte zum Zeitpunkt ihrer Inbetriebnahme im Jahr 1908 zum Besten was der deutsche Lokomotivbau zu bieten hatte. Sie wurde zwischen 1908 und 1930 von den Lokomotivfabriken Maffei und Henschel gebaut. Ende der 20er- bzw. Anfang der 30er- Jahre wurde Sie als Schnellzuglokomotive für den legendären Luxuszug „Rheingold“ eingesetzt.

Die S3/6 mit der Betriebsnummer 3634

Im Deutschen Museum in München ist eine in grüner Lackierung gehaltene S3/6 zu besichtigen. Mit Elektromotoren unter den Treibachsen, kann das Triebwerk mit seinen 2 Meter hohen Rädern in Bewegung gesetzt werden. Mit der Farbgebung der Lok in einem wahrscheinlich zu hellen Grün, trug man dazu bei, das sich der Spitzname „Laubfrosch“ etablierte. Das schadet aber dem Anblick der majestätischen Lok in keiner Weise, vor allem dann nicht, wenn sich das Vierzylindertriebwerk in Bewegung setzt.

1958 wurde diese Lok mit der Nummer 18 451 (die S3/6 mit der Betriebsnummer 3634) an die eisenbahntechnische Abteilung des Deutschen Museums übergeben.

Die Entwicklung der S3/6

Diese Lokomotiven, die in Deutschland als 2´C1´, in Frankreich als 231 und in England als 4-6-2 bezeichnet werden, handelt es sich um Pacific-Lokomotiven. Sie entstanden in Nordamerika in den Jahren 1885/86. Auf der Weltausstellung 1893 in Chicago wurde eine 2´C1´ zum ersten Mal einem größerem Fachpublikum vorgestellt. Diese klassische Schnellzuglokomotive fand schnell weltweite Verbreitung und wurde von einer Vielzahl von Bahnen eingesetzt. Allerdings nicht von den ost- und norddeutschen Länderbahnen und auch nicht in Österreich fand die Pacific-Bauart eine Verbreitung.

Einen ruhigen Kurvenverlauf sicherte das vorauslaufende Drehgestell und die Schleppachse ermöglichte einen Stehkessel mit großer Rostfläche. Diese Schleppachse sorgte ebenfalls für ein gutes Laufverhalten.

Der Werdegang der S3/6

Im Jahr 1908 wurden die ersten 7 Lokomotiven von Maffei an die Bayerische Staatsbahn geliefert. Sie wurden zu Test- und Probefahrten im Raum München auf den Strecken

  • München – Holzkirchen – Rosenheim und
  • München – Salzburg

eingesetzt und konnten hier Ihre gelungene Bauart und Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Deshalb wurden im Winter 1908/09 weitere 10 Maschinen bestellt und im Sommer 1909 ausgeliefert. Diese Lokomotiven der Bauserie „a“ hatten einen Treibraddurchmesser von 1870 Millimetern. Um auch bei langen Distanzen die Durchschnittsgeschwindigkeit von 90 bis 100 Stundenkilometern mit einer Höchstgeschwindigkeit von 115 bis 120 km/h fahren zu können wurden ab 1911 zum Sommerfahrplan, die Serien „d-e“ entwickelt. Diese hatten einen Treibraddurchmesser von 2000 Millimetern, einen größeren Tender mit 32 Kubikmetern Wasser und 8,5 Tonnen Kohle. Sie wurden im Frühjahr 1912 von Maffei geliefert.

Der „Rheingold“-Luxuszug

Auch die Beförderung des Luxuszuges „Rheingold“-Express FFD 101/102 übernahm die Bayerische S3/6 zum Ende der 20er Jahre. Ihre Aufgabe war es dabei, die Führung des Zuges von der belgischen Grenze bis nach Mannheim und teilweise bis nach Basel zu übernehmen. Dabei wurde der 183 Kilometer lange  Streckenabschnitt zwischen Köln und Mainz ohne Halt durchfahren. Insgesamt war die Strecke 410 Kilometer lang. Die „Rheingold“-Loks wurden als erste Dampflokomotiven der deutschen Reichsbahn mit einer induktiven Zugbeeinflussung ausgerüstet. Als Kennzeichnung dieser Einrichtung erhielten die Loks am Kamin einen weiß-roten Ring. Bis 1937/38 durfte die bayerische S3/6 diese Aufgabe übernehmen.

Nach dem ersten Weltkrieg

Die Leistungen und Erfolge der bayerischen S3/6 ließen sich nicht verschweigen, trotzdem bevorzugten die bei der deutschen Reichsbahn in den 30er Jahren tätigen Lokomotivbaudezernenten den Bau einfacher Zwillingslokomotiven. Letztmalig wurden von der Gruppenverwaltung Bayern weitere 20 Lokomotiven S3/6 beauftragt. Davon wurden noch 2 Maschinen, die 18 529 und die 18 530 von Maffei gebaut. Der Rest wurde aus wirtschaftlichen Gründen von der Lokomotivfabrik Henschel in Kassel gebaut. Die letzte S3/6, die 18 548 wurde im November 1930 an die deutsche Reichsbahn übergeben. In 22 Jahren wurden 159 Lokomotiven der bayerischen S3/6 gebaut.

Vierzylinder Verbund Lokomotiven

Aus dem Jahr 1932 stammt die folgende Information der Lokfabrik Henschel & Sohn AG, Kassel

2C1 – Heißdampf – Schnellzug – Lokomotive
Gattung S 36.18, Reihe 18 5 der Deutschen Reichsbahn – Gesellschaft

  • Spurweite 1435 mm
  • Zylinderdurchmesser 440|650 mm
  • Kolbenhub 610|670 mm
  • Treibraddurchmesser 1870 mm
  • Laufraddurchmesser 950|1206 mm
  • Fester Achsstand der Lokomotive 3980 mm
  • Gesamtachsstand der Lokomotive 11190 mm
  • Kesseldruck 16 atü
  • Rostfläche 4,5 qm
  • Wasserverdampfende Heizfläche, feuerberührt 201,5 qm
  • Überhitzerheizfläche, außen 76,3 qm
  • Reibungsgewicht 55,3 t
  • Leergewicht der Lokomotive 88,6 t
  • Dienstgewicht der Lokomotive 96,8 t
  • Zugkraft (0,5 p) 12100 kg
  • Wasservorrat des Tenders 31,7 Kubikmeter
  • Kohlenvorrat des Tenders 9 t
  • Durchmesser der Tenderräder 1006 mm
  • Achsstand des Tenders 6230 mm
  • Leergewicht des Tenders 28,7 t
  • Dienstgewicht des Tenders 69,4 t
  • Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
  • Achsstand von Lokomotive und Tender 19497 mm

Um 7:37 Uhr am 26. September 1964 verließ die letzte planmäßige bayerische S3/6, die 18 620 den Münchner Hauptbahnhof. Nach mehr als einem halben Jahrhundert ging damit die Ära der S3/6 zu Ende.

Einsatz der S3/6 auf Modellbahnanlagen

Auch auf Modelleisenbahnanlagen macht sich die bayerische S3/6 sehr gut. Ich selber besitze mehrere Lokomotiven von der Firma Minitrix und Arnold. Als meine absolute Lieblingslok im Maßstab 1zu160, Spur N setze ich sie natürlich auch als Zuglok vor dem legendären „Rheingold“ ein.

Viele Grüße
Detlef Brinkmann

 

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Leave A Reply (1 comment so far)

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  1. Poisentalbahn
    5 Jahren ago

    Ostdeutsche Länderbahnen? Bayern, Baden, Württemberg und Sachsen hatten Loks der Bauart Pacific Preußen, Mecklenburg und Oldenburg hatten keine.

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